Mittelmeerkrankheiten
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Auch wenn der Begriff Mittelmeerkrankheiten vielleicht nicht ganz richtig ist, hat sich diese Bezeichnung doch über die Jahre in der Umgangssprache so eingebürgert. Es handelt sich dabei jedoch um Krankheiten, die nicht nur im Mittelmeerraum, sondern auch in anderen subtropischen oder tropischen Gebieten vermehrt vorkommen. Aber auch ein Tier, dass Deutschland noch nie verlassen hat, ist schon lange nicht mehr vor diesen Krankheiten gefeit – die Erreger dieser Krankheiten und ihre Wirte, die Zecken und Mücken, erobern langsam aber sicher auch immer weitere Teile von Europa. Auch Gran Canaria liegt nicht im Mittelmeer, aber auch hier kommen einige der sogenannten Mittelmeerkrankheiten vor. Wir möchten Euch daher kurz über die wichtigsten Krankheiten informieren, weisen aber deutlich darauf hin, dass diese Informationen nie einen Tierarztbesuch ersetzen können und dass im Fall eines positiven MMK-Tests immer ein Tierarzt konsultiert werden sollte – auch wenn ein positiver Antikörper-Test nicht zwingend bedeutet, dass der Hund krank ist. Ein vorhandenerAntikörper-Titer weist lediglich darauf hin, dass das Tier –wann und wie auch immer- Erregerkontakt hatte. Bis auf die Leishmaniose –die aber auf den kanarischen Insel äußerst selten vorkommt- sind diese Mittelmeerkrankheiten, wenn sie früh genug erkannt werden, heilbar! Für weitere Informationen empfehlen wir die Broschüre von Parasitus Ex e.V., die unter http://parasitosen.de/images/downloads/traumhund/traumhund.pdf kostenlos heruntergeladen werden kann. Bei Fragen zu den Krankheiten oder Laborberichten wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an Ihren Tierarzt! Babesiose Babesiose wird durch bestimme Zeckenarten übertragen. Da diese Zecken mittlerweile auch schon in Teilen Deutschlands zu finden sind, ist Babesiose – genau wie Ehrlichiose – wie bereits gesagt keine „typische“ Mittelmeerkrankheit mehr, sondern auch bei Hunden, die Deutschland noch nie verlassen haben, sollte man bei folgenden Symptomen an Babesiose denken: Fieberschübe, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Gelbsucht, dunkler Urin, Bewegungsstörungen Babesien sind Einzeller, die die roten Blutkörperchen befallen und sie zerstören. Zu beachten ist jedoch, dass es zwei Babesienstämme gibt, die einen unterschiedlichen Krankheitsverlauf auslösen. Babesia canis canis ist der Erreger, der zu einer akut verlaufenden Form der Babesiose führt, die unbehandelt binnen weniger Tage durch Anämie, Atemnot und Nierenversagen tödlich enden kann. Im Mittelmeerraum, also auch auf den kanarischen Inseln, ist es jedoch meist der Erreger Babesia canis vogeli, dessen Infektion meist wesentlich milder verläuft. Viele Hunde in diesen Gebieten haben schon eine Infektion überstanden oder Antikörper bereits mit der Muttermilch übertragen bekommen. Ein positiver Babesiose-Titer bei einem Hund aus dem Mittelmeerraum deutet in den seltensten Fällen auf eine akute Infektion hin, sondern weist eher auf Antikörper nach einer überstandenen Erkrankung oder einen subklinischen Krankheitsverlauf hin. Babesiose ist gut mit dem Wirkstoff Imidocarb behandel- und vollständig heilbar. Eine Injektion des Wirkstoffs mit einer Dosis von 0,25ml/10kg Körpergewicht reicht aus, eine Wiederholungsinjektion nach zwei Wochen sichert das Abtöten der Einzeller nochmals ab, ist aber nicht zwingend notwendig. Auch nicht erkrankte Hunde mit positivem Titer sollten behandelt werden, da sie sonst als Babesienüberträger fungieren könnten. Eine Übertragung kann jedoch ausschließlich über Zecken oder Blut-Blut-Kontakte zwischen Hunden erfolgen (Bluttransfusion, Beißereien). Eine Ansteckung ist im normalen Zusammenleben mit und zwischen Hunden nicht möglich! Ehrlichiose Wie Babesiose wird auch Ehrlichiose durch Zecken übertragen. Ehrlichiose ist mittlerweile in fast ganz Europa verbreitet. Die Ehrlichien befallen die weissen Blutkörperchen und schädigen das Immunsystem. Neben Hunden, die keinerlei Symptome zeigen, kommt es zu Juckreiz, Übelkeit, Gelenksbeschwerden, Fieber, Absinken der Thrombozyten (Blutungsneigung!), Nasenbluten, Blut im Kot. Eine früh genug erkannte Ehrlichiose ist durch eine mehrwöchige Antibiotikatherapie mit Doxycyclin heilbar. Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) Herzwürmer werden durch die große Stechmücke übertragen. Auch eine Infektion bereits im Mutterleib ist möglich. Die Larven wandern vom Mückenstich in die Muskulatur, dringen in die Blutbahn ein und gelangen so bis zum Herz. Die Larven entwickeln sich zu Würmern und leben dann in Blutgefäßen und können diese verstopfen. Die erwachsenen Würmer können bis zu 30cm lang werden und siedeln sich häufig in der rechten Herzkammer und in der Lungenarterie an. Durch den Herzwurmbefall kann es zu Einschränkungen der Herzfunktion kommen, die dann zu Atemnot, Gewichtsverlust und chronischem Husten führen können. Die Behandlung erfolgt durch die Injektion des Wirkstoffs Imiticide an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nach einer vorhergehenden mehrwöchigen Antibiotika-Gabe. Auch der Befall mit Herzwürmer kann vollständig ausgeheilt werden. Eine Infizierung kann ausschließlich durch Stechmücken erfolgen! Leishmaniose Auf Gran Canaria kommt es nur in den seltensten Fällen zu einer Infektion mit Leishmaniose. Meist handelt es sich um Tiere, die vom spanischen Festland „importiert“ wurden oder dort Urlaub gemacht haben. Leishmaniose ist eine der tückischsten Erkrankungen – erstens aufgrund der vielen unspezifischen Symptome und zweitens aufgrund der langen Inkubationszeit, die bis zu sieben Jahre betragen kann. Bei einem Auslandshund denkt man nach so langer Zeit vielleicht noch dran – aber wenn „Hund“ vor Jahren mal mit im Urlaub in Andalusien oder Südfrankreich war? Leishmanien sind einzellige Blut-Parasiten, die von Sandmücken beziehungsweise Schmetterlingsmücken durch einen Stich auf den Hund übertragen werden. Sie nisten sich in bestimmten Gewebezellen, den Makrophagen (Fresszellen), ein. Sie schädigen dadurch die inneren Organe wie Milz, Leber und Nieren, was unbehandelt zum Tod des Tieres führt. Die Symptome sind vielfältig – eine abschließende Aufzählung nicht möglich, aber bei Hautveränderungen, dem typischen „Ausfrasen“ der Ohren oder der typischen „Brillenbildung“ (Haarverlust um die Augen), bei übermäßigem Krallenwachstum, Abgeschlagenheit, geschwollenen Lymphknoten, Nasenbluten und abweichenden Blutwerten sollte immer auch an Leishmaniose gedacht werden. Aber auch Leishmaniose kann –bei frühzeitigem Erkennen- gut therapiert werden. Je nach Stadium der Erkrankung kann allein mit Allopurinol die Leishmaniose in Schach gehalten, aber nie geheilt werden. Ist der Befall schon fortgeschritten, besteht neben weiteren die Möglichkeit einer Behandlung mit Miltefosin. Allopurinol hemmt die Synthese von Purinen im Hundeorganismus. Da sich die Leishmanien von Purinen „ernähren“, wird so ihre Entwicklung gehemmt – eine Eliminierung der Erreger ist dadurch aber nicht möglich und zu beachten bleiben die Nebenwirkungen der Allopurinol-Gabe, beispielsweise die Neigung zur Bildung von Blasensteinen, der jedoch mit einer entsprechenden Diät entgegengewirkt werden kann. Miltefosin hingegen führt zum Zelltod der Leishmanien und hat keine –bislang- irreversiblen Nebenwirkungen. Leishmaniose ist kein Todesurteil, aber es ist auch nicht –wie man auch schon mal lesen kann – mit einer Tablette am Tag getan… trotzdem kann auch ein Leishmaniose-positiv getester Hund ein glückliches Leben führen, denn auch hier bedeutet ein positiver Titer nicht gleich auch eine Erkrankung! Über die notwendige Therapie wird Ihr Tierarzt im Einzelfall entscheiden! Eine Infizierung von Hund zu Hund im normalen Zusammenleben ist auch hier sehr unwahrscheinlich! Wir weisen nochmals darauf hin, dass dieser Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wir haben zwar sorgfältig recherchiert, aber niemand von uns ist Tierarzt, so dass wir für die Informationen keine Haftung übernehmen können und im Fall einer Erkrankung IMMER ein Tierarzt zu Rate gezogen werden muss!
FÖRDERVEREIN ARYCAN Gran Canaria e.V.